Marlene Dietrich im Cafe Größenwahn

Dan Lahav, der Intendant und künstlerische Leiter des Charlottenburger „Theater Größenwahn“ brachte auf die Bühne seines deutsch-jüdischen Theaters am 24. Februar das Werk „Marlene Dietrich im Cafe Größenwahn“ zur Aufführung. Der Intendant ist für die Regie, das Buch und die Musikauswahl verantwortlich. Das Stück erinnert an den in Schöneberg zur Welt gekommenen Weltstar Marlene Dietrich. Sie wirkte in Filmen wie „Blauer Engel“ und „Zeugin der Anklage mit.“ Auch als Sängerin „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ eroberte Marlene Dietrich die Welt. Dan Lahav geht an die Wurzeln des Cafe Größenwahns zurück. Er zeigt die junge Marlene, die im 1898 eröffneten Künstlerlokal „Cafe des Westens“ ein- und ausgeht.

Die Künstler nannten das Cafe ironisch „Cafe Größenwahn.“ Die Inhaberin gab jungen Talenten die Möglichkeit, ihre Texte, ihre Sketche, ihre Lieder und Darbietungen einem anspruchsvollen Publikum zu zeigen. Hier begann manche Weltkarriere, aber auch mussten selbsternannte Künstler an gleicher Stelle erkennen, das sie beim Berufswunsch als Kunstschaffender nicht die richtige Berufswahl getroffen hatten. Dan Lahav lässt Marlene Dietrich mit Stars wie Blandine Ebinger, Margo Lion, Rosa Valetti, Trude Hesterberg und Claire Waldoff auf der Bühne zusammenkommen. Am Anfang tritt Rosa Valetti (dargestellt von Erica Eller) auf der Bühne auf. Sie ist vor den Nazis geflohen und in Palästina angekommen. Allerdings will man in Palästina die deutsche Jüdin nicht als Künstlerin wahrnehmen, weder die dort heimischen Juden, noch die Muslime und auch die Christen in Nahost nicht. Sie alle können mit einer Darstellerin, die weder hebräisch noch arabisch spricht, nichts anfangen. Einsam am Strand, versetzt sich Rosa Valetti noch einmal gedanklich zurück in ihr Cafe Größenwahn im Westen Berlins. Mitwirkende in Charlottenburg sind neben Erica Eller die Schauspielerinnen und Sängerinnen Ana Pauline Leitner und Judith Steinhäuser. Alexander Gutman spielt den Pianisten, die technische Leitung hatte Peter Werner inne. An der Vorstellung am 24. Februar nahmen zahlreiche geladene Gäste teil. Klaus-Dieter Richter ist Vizepräsident der DEHOGA, des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin. Er sagte: „Herr Lahav inszeniert Kunst auf seiner Bühne, die beim Publikum bestens ankommt. Ich leiste immer gerne seinen Einladungen Folge.“ Michael Schulz, Bezirksverordneter in Reinickendorf und Spitzenkandidat der GRAUEN PANTHER bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im September, lobte das Theater: „Hier bezieht man klar und deutlich Stellung gegen den aufkommenden Rechtsradikalismus. Daher gilt es, das man die Arbeit des Ensemble sowohl im künstlerischen als auch im politischen Bereich unterstützt.“ So sieht es auch Udo Wolf, der Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Berliner Abgeordnetenhaus. „Seit langem bin ich ein Freund dieses Theaters. Dan Lahav und seine Mitstreiter kämpfen unermüdlich gegen den Faschismus. Das findet meine Anerkennung. Leider haben die politisch Verantwortlichen in unserer Stadt das bisher noch nicht in vollem Umfang erkannt und das Theater mit finanziellen Unterstützungen ausgestattet. Ich setzte mich dafür ein, das diese so herausragende Kulturstätte Zuschüsse erhält.“ Rainer-Michael Lehmann, der integrationspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, erklärte im Pressegespräch: „Immer und immer wieder frage ich bei allerhöchsten Stellen nach, wann mein Freund Dan endlich mit einer kleinen finanziellen Spritze rechnen darf für dieses großartige Theater. Es kann doch nicht sein, das dieses Kulturstätte nicht einen einzigen Cent Unterstützung bekommt.“ Die Dramaturgin und Schauspielerin Alexandra J. Frölich gehört dem Ensemble des Theaters an und sagte: „Wir vom Theater Größenwahn haben ein Alleinstellungsmerkmal mit unserer jüdischen Kultur in ganz Deutschland. Alle wissen doch, wie es von 1933-1945 mit der jüdischen Kultur und jüdischen Künstlern in Hitlers Reich bestellt war. Das wir heute tagtäglich uns im Kampf gegen Rechts engagieren, scheint kaum einen politisch Verantwortlichen aus den Reihen des Senats zu interessieren.“ Dem Ensemble ebenfalls an gehört der Schauspieler Manfred Kloss. „Brennende Unterkünfte auf im Bau sich befindende Heime für Flüchtlinge werfen ja die Frage auf: Wann brennen Heime, in denen Menschen wohnen, die vor Terror und Krieg geflohen sind? Gerade wir Künstler hier an diesem Theater nehmen rechte Aktivitäten nicht nur zur Kenntnis. Wir gehen künstlerisch dagegen an“, so der Mime. Dan Lahav betonte: „Die Vorfälle im sächsischen Clausnitz haben uns angeregt, mit Spielszenen im Freistaat Sachsen gegen die Neonazis anzutreten. Auf meinen Brief an den Ministerpräsidenten Herrn Stanislaw Tillich (Anmerkung: CDU) habe ich noch keine Antwort erhalten. Ich habe auch den Wahlkreisabgeordneten unseres Theaters, Herrn Frank Jahnke (Anmerkung: SPD) zu dieser Vorstellung eingeladen. Er ist zufällig sogar der Vorsitzende des Kulturausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. Herr Jahnke hatte wohl keine Zeit für uns, sonst wäre er ja da. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei den hier anwesenden Politikern aus dem Abgeordnetenhaus, Herrn Lehmann und Herrn Wolf sowie beim Bezirkspolitiker Herrn Schulz bedanken, das sie uns unterstützen. Diese Unterstützung empfinden wir alle hier als sehr wohltuend.“

Den Spielplan erfährt man unter: http://www.deutsch-juedisches-theater.de

Foto: vorn kniend: Manfred Kloss, von li. nach re.: Alexandra Froelich; Dan Lahav; R.-M. Lehmann, MdA, Udo Wolf, MdA; Michael Schulz

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