Kulinarisches auf Norderney

Die Nordseeinsel Norderney ist eine der sieben Ostfriesischen Inseln zwischen der Ems und dem Jadebusen. Sie hat eine Fläche von 26,29 km² was genau 3682 Fußballfeldern entspricht und dehnt sich auf einer Länge von 14 km aus. Die Überfahrt, welche Urlaubsfeeling aufkommen lässt, dauert je nach der Gezeiten- und Wetterlage zwischen 45 und 60 Minuten.
Norderney ist das älteste Seebad der Nordsee und war auf dem Weg ein Ballermann- Image zu bekommen, denn unter anderem waren Kegelklubs und feierwütige ständig Stammgäste. Klassische Kurgäste waren ein immer weniger werdendes Potenzial also musste der Wandel vollzogen werden.
Die Insulaner sind neue Wege gegangen und haben den Sprung in ein neues Zeitalter geschafft. Man hat es verstanden mit Innovation, gehobenen Restaurants, lässigen Bars und einem hohem Anspruch an Qualität aber auch Nachhaltigkeit ein neues Publikum auf die Insel zu locken. Jetzt verspricht Norderney in Teilen Ruhe aber auch „Trubel“ mit sehr viel Niveau!
Das Seebad ist unter anderen auf dem Weg, zu Europas Thalasso- Insel Nummer Eins zu werden. Das Badehaus zum Beispiel ist das beste öffentliche Bad in Europa, denn es erhielt die höchste zu vergebende Auszeichnung als Talasso & SPA Leading SPA Selection.

Was bietet die Insel Norderney an Kulinarik, welche schon fast „Perle der Nordsee“ genannt wird?

Gastronomische Entdeckungen gibt es ausreichend von preiswerter aber guter Qualität bis hin zur Sterne- Küche. Die Auswahl fällt sehr schwer und hat darum auch bei mir den Willen entfacht, diese Insel noch öfter zu besuchen!

Um genussvoll den Sonnenuntergang zu genießen ist ein sehr beliebtes Ziel die Milchbar im Nord- Westen der Insel. Der Untergang ist ein fantastisches

Cocktail in der Milchbar

Schauspiel und lockt zahlreiche Schaulustige an um den Tag ausklingen oder den Abend beginnen zu können. Hier gibt es bei Selbstbedienung vom Frühstück über leckere, vor den Augen zubereitete Speisen bis hin zum Sundowner- Cocktail einfach alles, was man sich von früh bis in den Abend hinein wünscht.

Unweit von der Milchbar entfernt liegt das Inselloft. Nach der Restaurierung ist das Haus ein Ort mit Hotel, traditioneller Bäckerei, Wein & Deliladen aber auch Beauty- Bereich und Gastronomie geworden. Im „Esszimmer“ hat man das Gefühl zu Gast bei Freunden zu sein. In der offenen Küche steht Felix Wessler und sein Team. Kreative Kombinationen und meist naturbelassene Kreationen werden auf großen Holztischen schnörkellose serviert. Von Mittwoch bis Sonntag besteht die Wahl aus einer Wochenkarte von vier Entrées und drei Hauptgerichten sich die

Ochsenbacken
Ochsenbacken

Speisenauswahl zusammen zu stellen. Gekocht wird, was die Saison anbietet und frisch auf dem Markt zu erhalten ist. Wer Muscheln bestellt hat, bekommt einen großen Topf auf den Tisch gestellt und jeder greift hinein, was gleich ein Gemeinsamkeitsgefühl aufkommen lässt. Als kleinen Gruß aus der Küche wurde ein Linsensalat mit Hüttenkäse gereicht von welchem es gern hätte mehr geben können. Danach entschieden wir uns für die Scholle mit Stampf, Rosenkohl- Apfelsalat und Kerbel. Ein unbedingtes verführerisches Muss sind auch die Ochsenbacken auf Petersilienwurzel- Püree, Feldsalat und Koriander.

Felix Fissler und sein Team sind sehr freundliche Gastgeber und lassen sich von ihren Gästen kreativ inspirieren. Es macht einfach nur Freude sich im Esszimmer aufzuhalten und als willkommen gewesener Freund den Gastraum zu verlassen!

Weiter führt der Weg zur Nachspeise und einem Kaffee. Wenige Meter vom Inselloft entfernt, befindet sich auf einer Düne das Café Marienhöhe. Seit 1868 wird hier ein Café betrieben. Der Name ist einer Hoheit geschuldet, denn Königin Marie von Hannover hielt sich gern an diesem Platz auf. 2016 wurde nach intensiven Umbauarbeiten das traditionsreiche Haus in modernisierter Pracht wieder eröffnet. Das wechselnde Kuchenangebot lockt genauso, wie die kulinarische Dessert- Vielfalt und das ganze wird noch umrahmt von feinen

Nachspeise in der Marienhöhe
Nachspeise in der Marienhöhe

Kaffespezialitäten. Wer möchte, kann sich von der feinen Küche verwöhnen lassen und dabei den Blick auf die Nordsee genießen. Das Team auf der Marienhöhe ist sehr aufmerksam und kann Wünsche von den Augen ablesen. Ein heimisches Gefühl geht durch den Körper und man fragt sich, warum kann die Zeit nicht angehalten werden! Die Antwort gibt ein Blick nach draußen, denn Ebbe und Flut lassen sich auch nicht aufhalten.

In der morgendlichen Realität wieder angekommen wird es Zeit für ein Frühstück. Wer nicht in der Unterkunft frühstücken möchte, findet ausreichend andere Möglichkeiten. Uns führte daher erst einmal der Weg zum Fahrradverleih an der Adolfsreihe gelegen. Vom Hollandrad bis hin zum E-Bike sind die gut gepflegten Räder sichere Begleiter auf einer Entdeckungstour. Angesteuert wurde das Surfcafé am Nordstrand. Wie der Name schon sagt, können hier unter anderem die Leistungen der Surfer beobachtet werden.
Das Frühstücksangebot ist reichhaltig und wir lassen uns einfach überraschen. Eine Auswahl von regionalen Produkten findet ungehindert auf dem großen Tisch Platz. Darunter wurden zum Beispiel ostfriesischer Bauernkäse, Nordseesalami, Norderneyer Seeluftschinken, Eierspeisen und vieles mehr aufgetischt. Bei der fantastischen Aussicht auf die Nordsee braucht das Frühstück eigentlich kein Ende zu finden! Nun wird nicht nur Frühstück serviert, sondern auch kreative Mittags- und Abendgerichte wie Friesentapas, Käsefondue, das Baguette Norderney mit regionalem belegt bis hin zu Burgern gereicht. Ein Burger ist besonders aufgefallen, und zwar der Grünkohlburger bestehend aus Mettwurst, Kasseler, Grünkohl und das ganze platziert zwischen einer Backkartoffel. Der musste am Nachmittag noch probiert werden und das Urteil fiel für diese kreative Idee sehr positiv aus.
Auf ein ganz besonderes Angebot bin ich aufmerksam geworden und das heißt „Picknick am Meer“. Für einen sehr moderaten Preis wird ein prall gefüllter Picknickkorb für Zwei Personen zusammen gestellt. Der Inhalt besteht aus Rot- oder Weißwein, Mineralwasser, hausgewürzten Oliven, Aioli, gemischtem Salat, Sandwich nach Wahl, Käse, Hausbaguette, Obst, etwas Süßem, Besteck, Gläser und einer Decke. Wie kann man das Innere der Insel oder die Nordsee individueller genießen? Super Idee und ein gutes Angebot, welches man unbedingt in Anspruch nehmen sollte!

Vom Surfcafé aus wird der Sonnenuntergang zum unvergesslichen Erlebnis! Besonders bei der allabendlich gespielten Musik „Knockin`on Heaven`s Door“, einer Til Schweiger Filmmusik- Version aus dem Jahr 1997.

Das Surfcafe
Das Surfcafe

Die kulinarische Radtour musste leider weiter gehen aber auf der Insel gibt es so viel zu entdecken, dass man sich sputen muss um wenigstens einen kleinen Eindruck zu erlangen. Die Radwege führen durch ein unberührtes Naturschutzgebiet, bis hin zur „Weissen Düne“! Dort findet man nicht nur eine Düne, sondern eine sehr spezielle und angenehme Strandhütte vor. Der Vergleich zur Sansibar auf Sylt kommt einem gleich in den Sinn aber die „Weisse Düne“ ist ohne Übertreibung Norderney`s modernere Antwort und mehr dazu sollte nicht erwähnt werden!
Das Restaurant ist sehr stark frequentiert und man hat schon Glück zu den Hauptzeiten einen Platz zu bekommen. Hier findet man auf der Karte kreativ hergestellte Speisen aus dem Meer aber auch Gerichte aus den Wäldern, Wiesen und vom Deich. Die Empfehlungen aus der Backstube sind verführerisch und lecker.
Alkoholfreie Cocktails werden aus selbst hergestellten Säften gemixt und sehen nicht nur ansprechend aus, sondern schmecken nach „me(e)hr“.

Cocktail in Weisse Düne
Cocktail in Weisse Düne

Was unbedingt probiert werden muss, ist das Frieseneis in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und mit sehr starkem Suchtfaktor. Produziert wird es nicht weit von der Insel entfernt auf dem Festland, in einer kleineren Greetsieler Eismanufaktur.

Das Neys Place ist ein Restaurant in Nähe zum Fähr- und Yachthafen. Der Ausblick lässt auch hier nichts zu wünschen übrig, obwohl man nicht auf das offene Meer schaut, sondern auf die Häfen.
Zur Begrüßung sollte unbedingt ein Cocktail probiert werden, denn diese haben nicht nur eine gute Optik, sondern schmecken auch sehr gut. Die schon fast umfangreiche Speisenkarte lässt einem die Wahl schwer fallen. Auf der Karte stehen Gerichte wie Schafskäsetarte, Kalbsleber, Filetsteak vom Küstenrind, Heilbuttfilet mit Bärlauchpesto, Birnentarte mit Zimtparfait in Thymiansoße und vieles mehr. Wir entschieden uns für die Norderneyer Bouillabaisse, dem Tatar von weißem Thunfisch und den Calamaretti als Vorspeise. Frische Dorade, „dit und at van fisch“ und das Ribeye- Steak vom Nordseerind wurden als Hauptgerichte serviert. Gern hätten wir noch mehr von den Nachspeisen gewählt aber die gewählten haben uns überzeugt. Die Gerichte waren von einer hohen Qualität und ihrem nicht zu hohen Preis gerecht gewesen.

Pulpo Vorspeise
Pulpo Vorspeise

Wenn am nächsten Tag das Badehaus besucht wird und man danach einen ausgedehnten Strandspaziergang hinter sich bringt, dann stellt sich wieder der Appetit nach den kulinarischen Köstlichkeiten der Insel ein. Unsere Neugierde führte uns in das Restaurant Schimanski, welches nicht unerwarteter Weise für den gastronomischen Charakter der Insel, von Zwei jüngeren und engagierten Gastronomen betrieben wird. Der Name entstand, weil beide aus dem Ruhrpott kommen, und meinten, dass nicht nur nachgefragt wird, sondern der Name markant aber auch einprägsam sei! Dieser Betrieb wurde im Mai 2016 eröffnet und ist aus der kulinarischen Szene nicht mehr wegzudenken! Der kreative Koch aus Halle an der Saale kann seine Ideen verwirklichen und das wirkt sich nicht

originelle Vorspeise auf Spießen im Schimanski
originelle Vorspeise auf Spießen im Schimanski

nur nachhaltig auf den Geschmack aus. Gekocht wird bodenständig aber mit fast ausschließlich frischen und regionalen Produkten. Uns mundete die originell serviert Vorspeisenvariation auf Spießen, eine Kürbissuppe mit Garnelen, der Fisch mit Tomatengemüse und Safranreis aber auch der Dialog vom heimischen Rind. Das Streben nach qualitativ und hochwertig serviertem zahlt sich für die jungen Betreiber aus. An vielen Abenden ist das Restaurant Zwei mal besetzt. Wer im Schimanski sich verwöhnen lassen möchte, sollte unbedingt vorher einen Tisch bestellen. Eine Internetseite sucht man vergeblich aber ganz offensichtlich ist „Mund zu Mund“ die bessere Werbung!

Wer nach einer oder während einer Gourmettour sich sportlich betätigen möchte, findet im Haus der Insel eine Kegel- und Bowlingbahn. Die Einrichtung ist sehr individuell aber nicht unangenehm. Ruhige Plätze sind in dem Untergeschoss- Areal vorhanden. Hier geht es um Bewegung oder Relaxen bei Getränken und nicht um kulinarische Höhenflüge. Eine gute Alternative bei schlechtem Wetter, kann diese Location sein.

Kegel- und Bowlingbahn
Kegel- und Bowlingbahn

Für das Restaurant Fischwerk sind Radka und Tino Behrend verantwortlich! Beide sind leidenschaftliche Fischfans und sehen sich als Fischbotschafter. Sie betreiben nicht nur ein Bistro mit Fischtheke in der Jahn- Berghausstraße, sondern auch das Restaurant Fischwerk. Wir bekamen auf Empfehlung von Radka ein Menü, bei welchem Wodka in jedem Gericht eine Rolle spielt. Als Vorspeise gab es eine große Räucherfischplatte und dazu einen Edelholzwodka, was vorzüglich zusammen harmonierte. Das Wolfbarschfilet war einfach „nur“ grandios und der vegane Kuchen zum Abschluss war den diversen Wodkasorten nicht nur ebenbürtig, sondern hat uns wieder auf den geschmacklichen Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Sehr viel Wert wird darauf gelegt, dass eine erstaunlich große Anzahl an veganen Gerichten auf der Karte präsentiert zu finden ist. Dieser Trend ist uns auf der Insel öfters begegnet und zeugt davon, dass man sich Gedanken um die Wünsche der Gäste macht!

Fazit:
Uns ist aufgefallen, dass nicht nur die Vertreter des Staatsbades neue Wege gehen oder gegangen sind, sondern auch die jungen, dynamischen Köche und Gastronomen. Sie sind motiviert und wollen ihre Kreativität ausleben aber auch der neueren Gästestruktur mehr bieten. Von der hohen Qualität und der Kreativität wurden wir überzeugt und ich glaube nicht zu übertreiben, dass die Insel Norderney, das modernere Sylt in Ostfriesland oder sogar der Nordsee ist!
Kulinarik hat auf der Insel Norderney einen sehr hohen Stellenwert!

Anfahrt:
Die ostfriesische Nordseeinsel Norderney ist ab Norddeich Fährhafen mit oder ohne Auto erreichbar. Dort kann auch das Auto auf einem der großen Parkplätze der Reederei Frisia abgestellt werden. Alle paar Minuten fährt man bequem mit dem Busshuttel zum Fährschiff
-Das Flugzeug bringt schnell die Gäste von Norddeich auf die Insel.
-Wer mit der Bahn anreist, braucht nur wenige Meter zum Fähranleger zu Laufen

Bilder im Text: Klaus-Dieter Richter

Eingangsbild,  Norderney im Sonnenaufgang: Martin Eilsen

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