Reise Kur Reha: Im Sommer war ich leider erkrankt, lag im Krankenhaus und hatte gesundheitliche Probleme. Danach wurde mein Rehabilitationsantrag zur gesundheitlichen Genesung genehmigt. „Vier Wochen Reha in Bad Ems“, stand im Brief der Bundesversicherungsanstalt und diese sollte ich sofort antreten. Also ein mehrere Wochen dauernder Aufenthalt in Bad Ems. Hört sich gut an.
Aber wo liegt eigentlich Bad Ems? Ich hatte bisher nur von der „Emser Depesche“ gehört und da wusste ich auch nicht mehr ganz genau, was diese beinhaltete. Also schnell Mal Google besuchen und auf Wikipedia nachlesen, wo liegt der Ort, was ist hier los und noch so manches Andere wollte ich wissen. „Bad Ems ist ein staatlich anerkanntes Heilbad, ein Badeort an der unteren Lahn, welche in den Rhein mündet. Die Stadt liegt auf beiden Seiten der Lahn, der natürlichen Grenze zwischen Taunus und Westerwald.“
Auf zur Reha, 650 Kilometer mit dem Auto von Berlin aus bewältigen und voller Neugier sehen, was mich erwartet!
Meine Klinik http://katholische-kliniken-lahn.de/ auf dem Berg hat den Charme der 70er Jahre aber warum nicht auch mal in unserer modernen und technisierten Welt Retro- Gefühle entwickeln?
Schon gleich vorweg als Fazit: Die Betreuung war von einigen Unstimmigkeiten, welche ich auch der Klinikleitung mitteilte, abgesehen, gut aber das nächste Mal möchte ich bitte in der Gegenwart ankommen!
Vielleicht bietet Bad Ems und seine Umgebung einfach mehr Modernität, also ab nach unten mit der Kurwaldbahn http://www.kurwaldbahn.de/ an die Lahn, welche mit ihrer 78-prozentigen Steigung zu den steilsten Standseilbahnen der Welt gehört, um zu sehen, was mir in der Stadt geboten wird! Die Straßen und Wege sind nicht gerade mit Menschenmassen „gefüllt“ oder besser gefragt, gibt es hier überhaupt mehr als die ein Paar „Verstreuten“?
Die Stadt Bad Ems mit ihren knapp über 9.000 Einwohnern, was für einen Berliner Großstädter wie mich ja nur wenige Straßenzüge bedeuten kann und überschaubar sein wird, hat eine fantastisch schöne historische Kulisse mit prunkvollen barocken Bauten und Meisterstücken der Bäder Architektur. Man kann förmlich die geschichtsträchtige Vergangenheit des sogenannten Kaiserbades spüren, welche bis in die Römerzeit zurückreicht. Im Kurpark steht ein Denkmal von Kaiser Wilhelm 1., in unmittelbarer Nähe befindet sich eine Büste vom Zar Alexander 2. und im gut ausgestattetem Heimatmuseum werden noch andere Persönlichkeiten als damalige Gäste erwähnt wie Jacques Offenbach, Richard Wagner, Victor Hugo, Wilhelm J. Scharnhorst, Fjodor Michailowitsch Dostojewski und viele mehr!
Im Jahre 1858 eröffnete die Lahntalbahn und auf dieser Strecke existierte dann auch eine direkte Zugverbindung zwischen St. Petersburg und Bad Ems, damit die russischen Gäste aber natürlich auch der Zar mit seinem Gefolge, für damalige Zeiten unbeschwert nach Bad Ems zum Kuren kommen konnten. Heute kommt man von St. Petersburg mit dem Flugzeug bis Frankfurt Main und dann mit der Bahn, in rund neun Stunden in Bad Ems an.
Deutschlands älteste konzessionierte Spielbank – seit 1720 verführte bestimmt auch schon die Prominenz des 19. Jahrhunderts zum Glücksspiel. Das ist schon ein imposantes Gebäude und weist auf eine sehr glanzvolle Zeit, überfüllte Hotels, Unterkünften und vielen geschäftstüchtigen „Emsern“ hin. Heute befinden sich in der Spielbank 3 klassische Tische aber 70 Spielautomaten und ich sah aber nur wenige Spieler oder Schaulistige. Sind die Menschen nicht mehr zum Glücksspiel bereit oder liegt es an den wenigen, zu wenig, Bad Ems Gästen? Meines Erachtens wohl an beidem!
Trotz alle dem stellt sich mir nun die Frage, wie sieht es in der Gegenwart aus? Also schlendere ich weiter um mir den Marmorsaal im Kurhaus anzusehen, danach durch die Leere Römerstraße weiter zum gleichnamigen Römerbrunnen. Das Wasser kann man anzapfen und trinken, soll auch sehr gesund sein aber mit Sicherheit wird es nicht mein Lieblingsgetränk in den nächsten Wochen werden.
In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof von Bad Ems, welcher die kleinste Bahnhofshalle Deutschlands beheimatet, finde ich die Tourismusinformation. Eine sehr freundliche Dame begrüßt mich und sie scheint Zeit zu haben um meine Neugier zu stillen, denn nach etwa 20 Minuten und einigen Informationen aber auch Informationsmaterial verlasse ich den gut klimatisierten Raum. Erfahren habe ich, dass es nicht so viele Besucher im Ort gibt, eine Abwanderung der jüngeren Einwohner sich seit einigen Jahren stetig fortsetzt und die ganze Region leider nicht so sehr vom Tourismus frequentiert wird. OK, denn das ist mir auch schon aufgefallen bei dem kurzen Spazieren durch diese prunkvolle Stadt.
Dabei fragte ich mich: Was war eigentlich die „Emser Depesche“?
Ein „kleines“ Telegramm mit sehr großer Wirkung! Die „Emser Depesche“ löste bekanntlich den deutsch französischen Krieg von 1870/71 aus. Nach dem Sieg über Frankreich 1871 stand am Ende dieses Krieges die Gründung des Deutschen Reiches.
Am 13. Juli 1870, verfasste der französische Botschafter ein Schreiben, welches an den preußischen König Wilhelm I. ging. Der König hielt sich gerade zur Kur in Bad Ems auf. In dem Schreiben wurde Wilhelm I. aufgefordert, in Zukunft darauf zu verzichten, preußische Prinzen auf den spanischen Thron zu setzen. Wilhelm I. lehnte dieses Ansinnen aber ab. Otto von Bismarck kürzte das Schreiben der französischen Regierung sodass es als „Emser Depesche“ – in Form eines Telegramms, darum „Depesche“ – weitergegeben wurde. Die Forderung klang auf einmal sehr viel härter als im Original. Aufgrund dieses Vorgehens sah sich Frankreich nun wiederum beleidigt, rüstete zum Krieg und am 19. Juli 1870 erging die französische Kriegserklärung an Preußen.
Zurück dann auf der Römerstraße gelange ich in einen Teil der Stadt, wo sich auch heutzutage noch geöffnete Geschäfte befinden aber nicht den mondänen und teuren Eindruck machen. Bei 30 Grad Hitze überkommt mich der Appetit auf etwas Warmes zum Essen. Die Auswahl fällt bei der auf ein Mindestmaß gehaltenen gastronomischen Auswahl nicht schwer! Die Terrasse des Restaurants sieht einladend aber nicht gut besucht aus. Der Kellner macht einen genervten Eindruck, wegen der Hitze oder vielleicht wegen der wenigen Gäste, welche er auch noch bedienen muss?
Die bestellte gebratene Forelle „Müllerin“ kommt mir eher nach Müllerin`s Art in einer Weißwein Soße vor aber sie war trotzdem gut genießbar. Vielleicht hatte die Forelle mal Lust auf etwas Flüssiges bei den Außentemperaturen nach so langer Zeit ohne im Wasser zu schwimmen? Nun noch kurz der Name des Restaurants: Den Namen vermeide ich aus kollegialen Gründen zu erwähnen.
Auf Verlangen der Rechnung erhielt ich einen handgeschrieben Zettel mit Zahlen und der Endsumme. Aufgrund meiner Nachfrage nach einer absetzbaren Computerrechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer erhielt ich die Antwort: „Wir haben keine Computerkasse und brauchen diese auch nicht!“.
Es scheint noch nicht bis Bad Ems durchgedrungen sein, dass beim Finanzamt keine handgeschriebenen Rechnungen akzeptiert werden. Absetzbar sind und ab 2015/16, sogar nur noch Fiskalkassen, die in Betrieben stehen dürfen – müssen. Offensichtlich sind die ganzen geforderten Kassensysteme der Letzten 30 Jahre an Bad Ems vorbei gelaufen oder hat das etwas mit der historischen Stadtgeschichte zu tun?
Gestärkt geht es weiter am „Haus der 4 Türme“ vorbei, welches für Zar Alexander II. die inoffizielle Sommerresidenz war. In Sichtweite, auf dem anderen Lahnufer, steht die russisch orthodoxe Kirche „Hl. Alexandra“, der die Kirche geweiht ist. Für nur einen Euro Eintritt kann man diese besichtigen http://www.ruskirche-bad-ems.de/
Das Badhaus im Kurpark beherbergt seit Kurzem ein Theater und mit freundlicher aber auch moderner Gastronomie http://www.restaurant-im-badhaus.de/. Bei einem späteren Besuch wurde mir freundlich mitgeteilt, dass noch 3 andere Tische auf ihr Essen warten würden und meine Bestellung nicht vor 1 Stunde fertig sei, denn die Küche sei überlastet! Es hielt mich aber trotzdem nicht ab an diesem Tag, auch weniger gut besuchtem Restaurant zu warten. Dabei konnte ich beim Studieren der touristischen Informationen, die gastronomische „Ruhe“ genießen.
Fazit: Das Warten lohnte sich, denn die Qualität ließ nicht zu wünschen übrig. Das Preis Leistungsverhältnis hatte einfach gestimmt!
Eine Kurstadt von gestern und ihre heutige Zeit: Bad Ems an der Lahn
Bad Ems und die Umgebung entlang der Lahn haben einiges an Sehenswürdigkeiten aber auch an Kuriosem zu bieten. Auf den Ersten Blick macht Bad Ems einen optisch sehr schönen Eindruck aber man darf trotzdem nicht verkennen, dass diese Stadt aber auch die Umgebung in einen Dämmerschlaf gefallen ist!
Ich habe diese Region aber trotzdem mir erschlossen und als eine ruhige aber auch sympathische Oase in unserer sonst so hektischen Welt kennen und lieben gelernt! Um einmal vom Stress des Alltags sich für einige Zeit zu verabschieden, um zu Wandern, Radfahren, auf der Lahn unterwegs zu sein mit einem Kajak und vieles mehr, schreibe ich gern mehr über die Lahn- Region.
Liebe ReiseTravel User: Mit meinen Berichten möchte ich Sie, liebe User, animieren einmal nachzudenken, ob es sich nicht doch lohnen würde, einige Tage Bad Ems und die Umgebung für sich zu erschließen. Mein Bad Ems, Wein an der Lahn unterhalb des Kloster Arnstein. Was gibt es noch aus Bad Ems zu Berichten und mit dem Rad von Limburg bis Lahnstein oder das Haus am „Platze“: Häckers-Grandhotel, Wanderungen, Land und Leute.
ReiseTravel Service – Wie kommt man hin
Per Auto: Die Rhein-Mosel-Metropole Koblenz, Verkehrsschnittpunkt zur A 61, B 9 sowie B 260 ist lediglich 15 Auto-Minuten von der Kurstadt entfernt. Auf der anderen Seite schaffen die nahe gelegenen Autobahnzubringer bei Montabaur den direkten Zugang zur A3. Per Fernbus: Bis Koblenz Busbahnhof und weiter mit Bahn. Berlin Koblenz schon ab 25 Euro.
Per Bahn: Bad Ems besitzt zwei eigene Bahnhöfe (Hauptbahnhof, Bahnhof-West) und ist via Koblenz oder Limburg direkt erreichbar. In Montabaur befindet sich der ICE-Bahnhof der Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln-Frankfurt.
Per Flugzeug: Wer von weiter weg anreist, nutz die verkehrstechnisch gut gelegenen Flughäfen Köln/Bonn, Frankfurt oder Hahn im Hunsrück.
Per Boot: Und auch die Anreise per Boot über den Rhein ist selbstverständlich möglich. Ein modern ausgestatteter Jachthafen im Stadtgebiet ist vorhanden.
Informationen zum öffentlichen Nahverkehr Verkehrsverbundes Rhein Mosel, www.vrminfo.de